Nach einem Schlaganfall muss es schnell gehen. Je länger es bis zum Behandlungsbeginn dauert, desto größer die möglichen Schäden. Pfizer bereitet junge Ärzt:innen mit einem VR-Training auf bestmögliche Abläufe vor.
„Time is Brain“: Wenn bei einem Schlaganfall binnen Minuten Millionen Neuronen, Milliarden Synapsen und Kilometer an Myelinfasern im Gehirn zugrunde gehen, dann zählt im wahrsten Sinn des Wortes jede Sekunde. Je besser die Beteiligten einer Notfallaufnahme aufeinander eingespielt sind, umso besser für die Patient:innen.
Damit gerade jüngere Mediziner:innen dies unter möglichst realitätsnahen Bedingungen üben können, bietet Pfizer in seinem „Stroke-Unit-Starterkurs“ im Rahmen des produktunabhängigen Fortbildungsformats „meet“ ein Virtual-Reality-Training an. Entwickelt wurde es gemeinsam mit dem Start-up 3spin Learning aus Darmstadt. Die Teilnehmenden tragen VR-Brillen und befinden sich virtuell entweder im Schockraum einer Notaufnahme oder im CT-Untersuchungsraum. Über Controller in ihren Händen können sie Tätigkeiten ausüben und sehen dabei nicht nur die Hände ihres eigenen Avatars, sondern auch die anderen Teammitglieder. Alle Schritte – von der Notaufnahme, über Anamnese und Bildgebung bis hin zum Beginn der Therapie – werden geübt. Dabei kommen in der Simulation vier Personen zusammen, wahlweise als Mann oder Frau: die Neurologin, der Radiologe, der Pflegende und ein älterer Patient.
Zwei Ärztinnen und ein Arzt beim VR-Training. Der Arzt übernimmt dabei die Rolle des Patienten.
Der fiktive Fall eines 78-jährigen Patienten, der an Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen leidet, wird kurz per Video-Einspieler von einem Notarzt geschildert. Während der Anamnese wird bereits der nächste Schritt geplant: Die Radiologin, die Teil des Teams ist, wird im Rollenspiel telefonisch kontaktiert, die Werte werden durchgegeben, und das CT wird vorbereitet. Das Ganze geschieht unter großem Zeitdruck – 10 Minuten bleiben dem Team im Schockraum der Notaufnahme, bevor es in die Radiologie geht und sich über das CT Bild der Verdacht erhärtet und die ersten Maßnahmen zur Thrombektomie, dem mechanischen Entfernen des Blutgerinnsels, eingeleitet werden.
„Die Versorgung von Schlaganfallpatient:innen kann noch optimiert werden, indem Abläufe und die Kommunikation verbessert werden. Deshalb haben wir diese VR-Simulation entwickeln lassen“, sagt Servet Yilmaz, Customer Education Manager bei Pfizer. Gerade da die Klinikabläufe so realitätsnah geübt werden können, hätten ärztliche Teams die Chance, diese zu perfektionieren.
Dass Training ihr Zusammenspiel tatsächlich optimieren kann, hat eine Studie an sieben deutschen Universitätskliniken1 gezeigt: Sie erbrachte signifikant kürzere Door-to-Groin-Zeiten bei Patient:innen, die von Teams mit Simulationserfahrung behandelt wurden im Vergleich zu Teams ohne solch eine Erfahrung. „Door-to-Groin“ ist die Zeit zwischen Einlieferung und dem Beginn einer Behandlung zur Entfernung eines Blutgerinnsels: Teams ohne Simulationserfahrung brauchen dafür im Schnitt 95 Minuten. Mit sind es durchschnittlich 74 Minuten, ein Unterschied von 21 Minuten.
Eine 2014 publizierte Studie hatte gezeigt, dass jede Minute Zeitersparnis von der Einlieferung bis zu Beginn der medikamentösen Auflösung eines Blutgerinnsels im Durchschnitt 1,8 zusätzliche gesunde Lebenstage schenkt.2 Sie ist überschrieben mit „One Minute – one Day“. Derzeit erleiden allein in Deutschland rund 270 000 Menschen jährlich einen Schlaganfall. „Es lohnt sich, durch entsprechendes Training von Ärzt:innen jede Minute für sie rauszuholen”, so Yilmaz.
Quellen:
Bohmann FO et al. Simulation-Based Training of the Rapid Evaluation and Management of Acute Stroke (STREAM) – A Prospective Single-Arm Multicenter Trial. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31572288/
Meretoja A et al. Stroke thrombolysis: save a minute, save a day. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24627114/