Antibiotikaresistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch und stellen eine Bedrohung für das globale Gesundheitssystem dar. Wir setzen uns gegen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenzen ein.
Zu Antiinfektiva werden u.a. Arzneimittel gezählt, die gegen bakteriell verursachte Infektionen (Antibiotika) oder gegen Pilzinfektionen (Antimykotika) wirken. Antiinfektiva und Impfstoffe können heute eine Vielzahl an Infektionen heilen bzw. von vornherein verhindern. Dem steht jedoch eine wachsende Bedrohung gegenüber: die Zunahme von antimikrobiellen Resistenzen, kurz AMR.
Unter Antibiotikaresistenzen versteht man die Fähigkeit von Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen, die Wirksamkeit von Antibiotika oder Antimykotika zu umgehen. Mittlerweile werden Bakterien zunehmend unempfindlich gegenüber verfügbaren Antibiotika und werden somit in ihrem Wachstum nicht mehr gehemmt oder abgetötet. Die Folge: Bisher wirksame Arzneimittel werden unwirksam. Es existieren bereits Bakterienstämme, die nicht nur gegenüber einem Antibiotikum resistent sind, sondern gegen mehrere Wirkstoffe oder gar Wirkstoffklassen. Ist ein Erreger gegen die meisten der verfügbaren Antibiotika unempfindlich, spricht man von sogenannten multiresistenten Erregern (MRE).
Es sind zahlreiche Risikofaktoren für das Auftreten multiresistenter Erreger bekannt. Grundsätzlich sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem besonders gefährdet, beispielsweise an einer systemischen Pilzinfektion zu erkranken. So gehören Kinder mit einer unreifen Immunabwehr, ältere Menschen, aber auch Menschen mit Autoimmunerkrankungen zu den Risikogruppen, aber auch Krebspatient:innen und Organtransplantierte, Diabetiker:innen sowie Patient:innen mit mehreren Krankenhausaufenthalten oder wiederholter Antibiotikaeinnahme in den letzten Monaten.
Seit ihrer Entdeckung vor knapp 100 Jahren können mit Antibiotika bakterielle Infektionskrankheiten effektiv behandelt werden. Der häufige Einsatz von Antibiotika birgt jedoch ein besonderes Risiko. Denn je häufiger Antibiotika eingenommen werden, desto mehr steigt der Selektionsdruck: Bakterielle Erreger, die oft zufällig Resistenzmechanismen gegenüber dem eingenommenen Antibiotikum besitzen, überleben und können sich weiter vermehren und ausbreiten.
Antimikrobielle Resistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor Antibiotikaresistenzen als eine der weltweit größten Bedrohungen.
Wie groß das Problem ist, zeigt eine aktuelle Studie, die Anfang 2022 in der Fachzeitschrift The Lancet erschienen ist: 2019 sind weltweit schätzungsweise 1,27 Millionen Todesfälle unmittelbar auf antibiotikaresistente bakterielle Infektionen zurückzuführen. Das sind mehr, als durch Tetanus, Cholera und Masern zusammen verursacht werden. Die Autoren schätzen zudem, dass in 2019 knapp 5 Millionen Todesfälle zumindest mit Antibiotikaresistenzen assoziiert waren. Antibiotikaresistenzen zählen damit zu den weltweit führenden Todesursachen.1
Generell existieren Resistenzen gegenüber Antibiotika von je her. Die Resistenzbildung kann nie vollständig verhindert, aber insbesondere die Verbreitung erworbener Resistenzen kann durch zahlreiche Faktoren verlangsamt werden: Ein stark reduzierter Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft sowie flächendeckende und umfassende Hygienemaßnahmen im Gesundheitswesen können beispielsweise dazu beitragen, die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen einzudämmen.
Insbesondere bei den gramnegativen Bakterien ist in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Anstieg von Antibiotikaresistenzen zu beobachten. Daher ist die Entwicklung neuer Therapieoptionen und Wirkstoffklassen essenziell, um solche multiresistenten „Problemkeime“ auch künftig noch effektiv behandeln zu können.
Impfungen beugen Infektionskrankheiten vor. Durch jede verhinderte Infektion wird auch der Einsatz von Antibiotika gesenkt.
Ein wichtiger Ansatz zur Verringerung von Antibiotikaresistenzen ist der zielgerichtete und sparsame Einsatz von Antibiotika. So sollten Antibiotika z. B. nicht bei einer Infektion durch Viren, wie es bei vielen Erkältungen der Fall ist, verwendet werden.
Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung von Politik, pharmazeutischen Unternehmen, Expert:innen im Gesundheitswesen sowie Patient:innen. Die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen ist eine globale Herausforderung, der wir nur gemeinsam begegnen können.
Die Enterobacteriaceae sind eine Gruppe gramnegativer Bakterien. Bildquelle: Canva
In der Präantibiotischen-Ära, als der Mehrzahl der Bevölkerung weder flächendeckende Impfungen noch Antibiotika zur Verfügung standen, konnten die meisten Infektionen nicht oder nur unzureichend behandelt werden – die Erkrankten verstarben in der Folge häufig. Wichtige Errungenschaften der modernen Medizin, wie Chemotherapien, Organtransplantationen oder die Versorgung von Frühgeborenen, wären ohne Antibiotika undenkbar. In den 1940er-Jahren gehörte Pfizer zu den ersten Unternehmen, die eine industrielle Produktion von Penicillin ermöglichten und die Substanz so breit verfügbar machten. Viele Patient:innen erhielten so Zugang zu einer oft lebensrettenden Penicillin-Therapie.
Pfizer trägt mit einem breiten Antiinfektiva-Portfolio dazu bei, dass Patient:innen mit lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten adäquate Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, die ihre Überlebenschancen erhöhen. Pfizer investiert zudem in neuartige Therapien zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionskrankheiten. Pfizer beteiligt sich am AMR Action Fund gegen antimikrobielle Resistenzen, der bisher umfangreichsten weltweiten Initiative im Kampf gegen AMR. Im Rahmen des AMR Action Funds unterstützt Pfizer gemeinsam mit anderen pharmazeutischen Unternehmen, Organisationen und Stiftungen mit insgesamt fast einer Milliarde US-Dollar kleinere Biotech-Unternehmen, um die klinische Entwicklung neuer Antibiotika voranzutreiben. Ziel ist es, gemeinsam die Pipeline für antimikrobielle Arzneimittel zu stärken und bis 2030 zwei bis vier neue Antibiotika bereitzustellen.
Neben der Entwicklung neuer Wirksubstanzen sind für die Bekämpfung von AMR vor allem der verantwortungsvolle Umgang mit den bereits verfügbaren Antiinfektiva und angemessene Präventionsmaßnahmen entscheidend. Prävention, darunter auch Impfungen, ist ein wichtiger Schlüssel bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Einer unserer Forschungsschwerpunkte liegt im Bereich der Impfstoffe. Denn Impfungen beugen Infektionskrankheiten vor; entsprechend sinkt auch das Risiko, dass durch einen hohen Antibiotikaverbrauch die Verbreitung antibiotikaresistenter Keime weiter gefördert wird. Niedrige Impfraten sind ein wesentlicher Faktor für die Verbreitung von lebensbedrohlichen Infektionen. Aktuell forschen wir an einer Reihe neuer Impfstoffe, u.a. gegen bakterielle Infektionskrankheiten und gegen COVID-19 innerhalb der Forschungskooperation mit BioNTech. Mehr zum Thema Prävention finden Sie auf unserer Seite Impfschutz.
Um Antibiotikaresistenzen einzudämmen und strategisch gegen sie vorzugehen, sind Bildung und Aufklärung essenzielle Bausteine. Etablierte wie auch neue antiinfektive Therapieoptionen zu kennen sowie diese rational und gezielt im Rahmen der Versorgung einzusetzen, ist komplex. Hier unterstützt Pfizer durch kontinuierliche Fortbildung von Ärzt:innen und Klinikpersonal sowie Aufklärung von Patient:innen und durch den Austausch mit Behörden, Interessengruppen und anderen Partner:innen aus dem Gesundheitssystem. Pfizer engagiert sich insbesondere in der Durchführung und Unterstützung von wissenschaftlichen Fortbildungen wie Workshops, Seminaren oder Symposien zu Themen rund um Antiinfektiva - auf nationalen Kongressen unterschiedlicher Fachdisziplinen sowie bei eigenen Fortbildungsveranstaltungen. Die Themengebiete reichen von optimierter Diagnostik und neuen Testungsverfahren über Strategien zur Vermeidung oder Eindämmung von Infektionskrankheiten bis hin zur leitliniengerechten Antibiotikatherapie und dem Einsatz von Antiinfektiva im klinischen Alltag. Die Möglichkeit einer Zertifizierung dieser rein wissenschaftlichen Inhalte durch die Landesärztekammern ist hierbei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Fortbildungsmaßnahmen.
Zur Fortbildungsplattform für medizinische Fachkreise im Bereich der Infektiologie und Antiinfektiva gelangen Sie hier: https://www.pfizerpro.de/ai-academy.
Pfizer dokumentiert mithilfe seiner ATLAS-Datenbank in großem Umfang weltweit antimikrobielle Testergebnisse und Resistenzdaten, unterstützt unter anderem behandelnde Ärzt:innen und Mikrobiolog:innen und fördert den wissenschaftlichen Austausch mit Gesundheitsorganisationen weltweit. Darüber hinaus arbeitet Pfizer mit verschiedenen nationalen und internationalen Akteur:innen im Gesundheitssystem zusammen und unterstützt zusammen mit der Innovative Medicines Initiative der EU sowie mit staatlichen Stellen in den USA die Entwicklung von Antibiotika gegen multiresistente Erreger.
Wir bei Pfizer begrüßen die nationale und internationale Debatte zu Antibiotikaresistenzen, denn nur gemeinsam kann der wachsenden globalen Bedrohung durch Resistenzen begegnet und so sichergestellt werden, dass Patient:innen auch zukünftig mit Antiinfektiva erfolgreich behandelt werden können. In diesem Zusammenhang ist vor allem eines essenziell: Kooperation.
Wir bei Pfizer begrüßen die nationale und internationale Debatte zu Antibiotikaresistenzen, denn nur gemeinsam kann der wachsenden globalen Bedrohung durch Resistenzen begegnet und so sichergestellt werden, dass Patient:innen auch zukünftig mit Antiinfektiva erfolgreich behandelt werden können. In diesem Zusammenhang ist vor allem eines essenziell: Kooperation.
Angesichts der vielfältigen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, gesundheitlichen und ökologischen Herausforderungen, die Antibiotikaresistenzen mit sich bringen, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unerlässlich (One-Health-Ansatz).
Zukünftig werden neue Ansätze zur Zusammenarbeit zwischen Industrie, Politik, den anderen Akteur:innen im Gesundheitssystem sowie der Öffentlichkeit dringend benötigt, damit wir uns den Herausforderungen bei der Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika gemeinsam stellen können. Wir müssen derzeitige Prozesse hinterfragen und auch den Wert von Antibiotika als mögliche lebensrettende Therapien anerkennen. Dazu gehört, dass die frühe Nutzenbewertung nicht zur Innovationshürde für die Entwicklung lebenswichtiger Reserveantibiotika wird, entsprechende Forschungsanreize geschaffen werden und eine Verknüpfung von Nutzenbewertung und Vergütung von Arzneimitteln, die ausschließlich im stationären Bereich zum Einsatz kommen, kritisch hinterfragt wird.
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1 Antimicrobial Resistance Collaborators: Global burden of bacterial antimicrobial resistance in 2019: a systematic analysis, Lancet 2022; 399: 629–55