Das Pfizer Werk in Freiburg zählt zu den modernsten Produktionsstätten der pharmazeutischen Industrie weltweit und steht für innovative Arzneimittel „Made in Germany“. Mit der Erweiterung um eine vollautomatisierte High-Containment-Produktionsanlage im Jahr 2022 wurde die Gesamtkapazität der Arzneimittelproduktion noch einmal deutlich erhöht:
Pro Jahr werden hier mehr als 6,7 Milliarden Tabletten und Kapseln hergestellt und in die ganze Welt distribuiert, darunter teils lebenswichtige und hochwirksame Medikamente gegen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurologische Erkrankungen. Eine beachtliche Kennzahl für den Standort und ein Bekenntnis zur Arzneimittelproduktion in Freiburg.
Axel Glatz, Geschäftsführer der Pfizer Manufacturing GmbH, erklärt, wie wir die Pharmaindustrie in Deutschland stärken können und welchen Beitrag die Politik dabei leisten kann.
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Die pharmazeutische Industrie hat eine hohe Exportquote und auch bei uns in Freiburg gehen 97 Prozent der Medikamente ins Ausland. Als deutscher Standort stehen wir damit ständig im globalen Wettbewerb mit anderen Standorten. Warum also gerade in Deutschland als Pharmastandort weiter investieren?
Viele Faktoren sprechen dafür, darunter eine gute Infrastruktur und hohe Versorgungssicherheit sowie verlässliche Lieferketten. Am Freiburger Pfizer-Standort sind insbesondere Automatisierung, Lean Manufacturing und ein hohes Produktionsvolumen starke Argumente, auch im globalen Unternehmensvergleich.
Zusätzlich profitieren wir von unserem starken Forschungs- und Produktionsnetzwerk vor Ort mit einem offenen Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Gleichzeitig bremsen die Fülle an bürokratischen Anforderungen und Doppelstrukturen Innovationen und Investitionen, was im internationalen Wettbewerb einen klaren Nachteil darstellt. Das zeigt sich unter anderem in:
zeitaufwendigen Genehmigungsprozessen für den Bau neuer Anlagen,
strengen regulatorischen Anforderungen und Zertifizierungen in der Produktion sowie
bürokratischen Hürden im Beschaffungsprozess.
Auch Umweltauflagen, die ich grundsätzlich für richtig halte, können eine große Hürde darstellen, wenn sie nicht verhältnismäßig sind. Das mussten wir erst kürzlich bei dem sicherheitsbedingten Fällen eines abgestorbenen Baumes auf unserem Gelände feststellen – eine Odyssee aus aufwendiger Antragsstellung und langwierigem Genehmigungsverfahren.
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In puncto Arbeitsrecht mit seinen Regularien bezüglich Arbeitszeit, Vergütung, Einrichten der Arbeitsstätte etc. wird es ebenfalls schnell kompliziert. In Kombination mit den Anforderungen des Datenschutzes entstehen für Pharmaunternehmen hohe Rechtsrisiken, Reaktionen auf neue Marktbedürfnisse können sich deshalb unnötig in die Länge ziehen. Teilweise sind die Regelungen so umfassend und kompliziert, dass selbst die erfahrenste Personalabteilung nicht ohne das Hinzuziehen von externen Expert:innen auskommt.
Die Politik hat den Handlungsbedarf erkannt und plant, Deutschland als Forschungs- und Produktionsstandort für die Pharmaindustrie wieder attraktiver zu machen. Sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene sind unterschiedliche Gesetzesvorhaben in Arbeit, um die Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln zu verbessern sowie Anreize für die Ansiedlung von Produktionsstätten in Deutschland zu schaffen. Auch der Abbau von Bürokratie spielt dabei eine wichtige Rolle.
Das Bundesgesundheitsministerium beispielsweise setzt u.a. auf das kürzlich auf den Weg gebrachte Medizinforschungsgesetz, das, eingebettet in die Pharmastrategie der Bundesregierung, die Durchführung von klinischen Studien vereinfachen und damit wieder für mehr Tempo sorgen soll. Das sind wichtige Impulse, die wir bei Pfizer grundsätzlich als positiv werten.
Neben dem Bereich der Forschung und Entwicklung muss die geplante Entbürokratisierung auch in die Produktion und Distribution von innovativen Arzneimitteln Einzug halten – hier gibt es aus meiner Sicht ebenfalls noch viel Spielraum für die Gesetzgebung. Beispielsweise durch konsolidierte, gestraffte und moderne Rechtsvorschriften bezüglich Bau, Erweiterung und Umstellung von Produktionsanlagen sowie eine europäische Harmonisierung von Regulierungen und Rechtsvorschriften.
Um weiterhin wettbewerbsfähig produzieren zu können und im internationalen Vergleich nicht den Anschluss zu verlieren, gilt es jetzt aktiv zu werden: Wir brauchen eine schnelle, flexible und ergebnisorientierte Verwaltung im deutschen Gesundheitssystem statt immer wieder neuen Anforderungen für Unternehmen. Denn nur mit den richtigen Rahmenbedingungen kann Deutschland sein Potential voll ausschöpfen – und damit wieder zu einer Drehscheibe für pharmazeutische Innovationen werden.