Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der fortschrittlichsten der Welt. Doch bei der Lebenserwartung belegen wir in Westeuropa einen der letzten Plätze – trotz höchster Gesundheitsausgaben im EU-Vergleich. In Deutschland sind dabei ca. 40 Prozent der Todesfälle auf verhaltensbedingte Faktoren wie z. B. Ernährung, Alkoholkonsum, Rauchen oder Bewegungsmangel zurückzuführen. Viele dieser Todesfälle wären durch gezielte Präventionsmaßnahmen vermeidbar. Über den aktuellen Stellenwert der Prävention in Deutschland und Ansätze für eine gesündere Zukunft schreibt Sebastian Zirfas, Head of Policy & Public Affairs bei Pfizer Deutschland.
Sebastian Zirfas, Head of Policy & Public Affairs (© Pfizer)
Dr. med. Christian Lenz ist seit Januar 2024 Medizinischer Direktor von Pfizer Deutschland. In dieser Rolle leitet er die medizinisch wissenschaftliche Abteilung für alle Therapiebereiche und ist Mitglied der Geschäftsführung. Christian Lenz hat Humanmedizin in Heidelberg studiert und erwarb einen Master of Science in pharmazeutischer Medizin in Dublin und Harvard. Seit er 2002 zu Pfizer kam, hatte er eine Reihe lokaler, regionaler und globaler Führungspositionen im Bereich Medical Affairs, Health Economics & Outcomes Research und Market Access in verschiedenen Therapiegebieten inne.
Wie groß die Missstände bei der Vorsorge sind, zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Pfizer: Demnach lassen Deutsche ihr Auto häufiger überprüfen als ihre eigene Gesundheit. Während 81 Prozent der PKW-Besitzer:innen ihr Auto im letzten Jahr zur Inspektion gebracht haben, nahmen lediglich 59 Prozent aller Befragten im selben Zeitraum eine Vorsorge-untersuchung wahr.
Auf Angebote wie Krebsfrüherkennung oder Impfungen ist nur etwa jede:r Dritte im letzten Jahr angesprochen worden und lediglich die Hälfte der Befragten weiß, wann Impfungen aufgefrischt werden sollten. Dabei sind die Deutschen der Umfrage zufolge grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber Prävention. Doch es fehlt an Anreizen und gezielteren Maßnahmen, die ein gesundes Verhalten unterstützen. Es gibt also noch eine Menge Luft nach oben. Daher sollten wir mehr dafür tun, dass Menschen gesund leben und alt werden können.
Denn Prävention geht weit über den reinen Gesundheitsaspekt hinaus und kann ein entscheidender Wirtschaftsfaktor sein. 2023 verursachten krankheitsbedingte Arbeitsausfälle einen volkswirtschaftlichen Schaden von 26 Milliarden Euro. Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft haben diese Ausfälle dazu beigetragen, dass wir als Land in die Rezession gerutscht sind. Und auch in diesem Jahr droht uns ein ähnliches Szenario: Bereits im August wurde ein neuer Höchststand bei Krankschreibungen erreicht – noch vor der Erkältungswelle im Herbst und Winter.
Das deutsche Gesundheitssystem konzentriert sich noch zu sehr auf Heilung und zu wenig auf Prävention. Aktuell fließen nur 3 bis 6 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen in die Vorsorge. Wir brauchen ein Umdenken und müssen vermeidbare Erkrankungen stoppen, bevor sie überhaupt entstehen! Gemeinsam mit Politik und anderen Akteuren im Gesundheitswesen wollen wir an dieser Transformation arbeiten. Davon könnten wir als Gesellschaft gleich dreifach profitieren: Die Lebenserwartung der Menschen steigt, die Wirtschaft wird durch weniger krankheitsbedingte Arbeitsausfälle gestärkt und das Gesundheitssystem durch weniger Krankenhausaufenthalte und Behandlungen entlastet.
Eigentlich besteht breiter Konsens: Niemand würde sich gegen effektivere Prävention aussprechen. Bislang fehlt allerdings der politische Rahmen, um die Gesundheitsvorsorge langfristig und evidenzbasiert zu stärken. Dies müssen nicht zwingend nur zusätzliche finanzielle Mittel sein. Wir brauchen ein besseres Verständnis und einen Gesamtüberblick, wo und welche Präventionsmaßnahmen sinnvoll sind, damit Erkrankungen verhindert werden.
Um diese Herausforderung anzugehen und eine solide Datengrundlage zu schaffen, hat Pfizer gemeinsam mit Partner:innen den Präventionsindex entwickelt – ein Werkzeug für mehr Verständnis und Transparenz beim Stand der Prävention in Deutschland. Der Index misst, in welchem Ausmaß und mit welchen Ergebnissen hierzulande Präventionsarbeit geleistet wird, um daraus konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten. Gleichzeitig können bestehende Lücken bei Daten oder Zielwerten für die einzelnen Präventionsbereiche aufgezeigt werden.
Beispiel Infektionskrankheiten: Gegen viele bedeutende Atemwegsviren haben wir heutzutage wirksame Schutzimpfungen – eine der effektivsten Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge. Doch der Präventionsindex zeigt hierzulande eine Impflücke. Beim Grippeschutz empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation z. B. eine Impfquote von 75 Prozent für Risikopersonen. Deutschland wiederum erreichte 2022 lediglich 43 Prozent – eine Präventionslücke von 32 Prozent! In anderen Bereichen fehlt ein definierter Zielwert: 15 Prozent der Bevölkerung nehmen zwar ein Hautkrebs-Screening in Anspruch, allerdings lassen sich ohne Zielwerte keine Maßnahmen ableiten.
Um die Gesundheitsvorsorge zu stärken, braucht es Orientierung und Information. Denn nur wer Vorsorgemaßnahmen und deren Bedeutung für die eigene Gesundheit kennt, kann sie auch nutzen. Gleichzeitig wünschen sich viele Menschen weniger Hürden: Über 40 Prozent würden Präventionsangebote häufiger nutzen, wenn hierfür kurzfristige Termine möglich sind.
Großes Potenzial bieten hier z. B. niedrigschwellige Impfangebote in Apotheken. Ein Blick auf unsere europäischen Nachbarn zeigt, wie sich damit Impfquoten signifikant steigern lassen. Apotheken genießen hohes Vertrauen in der Bevölkerung, die Teams sind fachlich versiert, sie sind weit verbreitet und meist ohne Termin zugänglich. Die Einführung ganzjähriger Impfangebote für alle Totimpfstoffe in Apotheken könnte daher nicht nur ärztliche Praxen entlasten, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsprävention in Deutschland leisten. Die dazu nun ergriffene Initiative der Bundesregierung und ihrer Koalitionsfraktionen im Deutschen Bundestag ist daher der richtige Weg.
Aus Modellprojekten mit Impfungen gegen Grippe und COVID-19 wissen wir, dass ein solches Angebot in Apotheken von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. Wenn Apotheken flächendeckend alle Totimpfstoffe impfen würden, könnten wir zusätzlich 7,5 Millionen Menschen vor Erkrankungen schützen. Allein bei den Pneumokokken, die unter anderem eine Lungenentzündung verursachen können, ließen sich mit Impfungen in Apotheken potenziell über 20.000 Krankheitsfälle, mehr als 75.000 verlorene Arbeitstage und 19,6 Millionen Euro Krankenhauskosten vermeiden.
Das Beispiel zeigt, wie schnell und effektiv sich Gesundheitsprävention verbessern lässt. Die Politik macht mit den gesetzlichen Plänen zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit aktuell wichtige Schritte in die richtige Richtung. Jetzt braucht es politischen Mut und fraktionsübergreifende Bereitschaft, diese Ideen zu verankern und Prävention evidenzbasiert und langfristig anzugehen. Denn der Wandel des Gesundheitssystems erfordert einen langen Atem und kon-tinuierliches Engagement. Wenn wir alle gemeinsam – Politik, Gesundheitswesen und Gesellschaft – der Prävention einen dauerhaft hohen Stellenwert einräumen, profitiert jede:r Einzelne von uns davon.
Die Zellbiologie forscht mit KI, um Krankheitsursachen zu finden und neue Medikamente zu entwickeln. Bei Pfizer arbeitet daher der Zellbiologe Dr. David von Schack eng mit dem KI-Experten Dr. Daniel Ziemek zusammen. Ein Gespräch mit den beiden über eines der dynamischsten Forschungsfelder unserer Zeit.
KI ist ein Treiber für Innovation. Insbesondere an der Schnittstelle von Biologie und Datenwissenschaften entstehen ganz neue medizinische Möglichkeiten.
Künstliche Intelligenz kann vieles zum Besseren verändern – in der Wissenschaft, der Medizin und in der täglichen Versorgung.
We've implemented an unprecedented, comprehensive preparedness plan to control our site operations. Here's the latest.
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