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HomeNewsroomNews & StoriesLenz: KI vereinfacht Zugang zu GesundheitsinformationenChristian Lenz: „KI kann den Zugang zu medizinischem Fachwissen vereinfachen.“

Die Nachfrage nach Gesundheits-Apps und digitalen Tools wächst. Immer öfter nimmt Künstliche Intelligenz dabei eine zentrale Rolle ein. Was zu beachten ist und wie die neuen Tools Patient:innen aber auch medizinisches Fachpersonal unterstützen können, erklärt Dr. med. Christian Lenz, Medizinischer Direktor bei Pfizer Deutschland, im Gespräch.

Zur Person:

Dr. med. Christian Lenz ist seit Januar 2024 Medizinischer Direktor von Pfizer Deutschland. In dieser Rolle leitet er die medizinisch wissenschaftliche Abteilung für alle Therapiebereiche und ist Mitglied der Geschäftsführung. Christian Lenz hat Humanmedizin in Heidelberg studiert und erwarb einen Master of Science in pharmazeutischer Medizin in Dublin und Harvard. Seit er 2002 zu Pfizer kam, hatte er eine Reihe lokaler, regionaler und globaler Führungspositionen im Bereich Medical Affairs, Health Economics & Outcomes Research und Market Access in verschiedenen Therapiegebieten inne.

Laut Bundesgesundheitsministerium gibt es mehr als 100.000 Gesundheits-Apps und -Tools, die in Deutschland zugänglich sind. Worin liegt deren Mehrwert?

Dr. med. Christian Lenz: Gesundheits-App ist nicht gleich Gesundheits-App. Ihre Funktionen variieren erheblich und damit auch ihr Mehrwert. Es gibt Lifestyle-Apps, die ein gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen und zu mehr Bewegung oder einer gesünderen Ernährung motivieren. Es gibt service-orientierte Apps, die an die Medikamenteneinnahme oder bestimmte Vorsorgeuntersuchungen erinnern und die als Tagebuch zur Symptomkontrolle dienen können. Und dann gibt es Apps und Tools, die als Medizinprodukte zertifiziert sind. Sie helfen Patient:innen, ihre Blutzuckerwerte zu analysieren oder anhand von Symptomen selbst einzuschätzen, ob sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen sollten.

Warum sollte ich als Patient oder Patientin meine Symptome selbst einschätzen und nicht direkt in die Praxis gehen?

Eine Ärztin oder ein Arzt ist nicht immer unmittelbar verfügbar. Durch die Selbsteinschätzung kann ich von zu Hause mehr über meinen Gesundheitszustand herausfinden und verstehen. Das erlaubt mir, frühzeitig auf mögliche Veränderungen zu reagieren, was wiederum zu einer schnelleren und vor allem zielgerichteteren Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt beitragen kann.

Ist so eine Selbsteinschätzung denn zuverlässig?

Entscheidend dabei ist die Basis, auf der die App oder das Tool erstellt wurde. Nehmen wir zum Beispiel den Ada COVID-19 Risiko- und Therapiescreener, den der Digital-Health-Pionier Ada mit unserer finanziellen Unterstützung entwickelt hat.

Er kann Menschen helfen, anhand eines Fragebogens selbst festzustellen, ob sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben. Aus den jeweiligen Antworten leitet das Tool individuelle Handlungsempfehlungen ab, die beispielsweise eine Testung auf SARS-CoV-2 nahelegen oder über mögliche Behandlungsoptionen aufklären.

Das Entscheidende: Das Tool ist leitlinienbasiert. Medizinzische Leitlinien werden von Expert:innen in den wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften erstellt und fassen das aktuelle medizinische Fachwissen zusammen. Dabei wägen sie Nutzen und Schaden von Untersuchungen und Behandlungen ab und geben wissenschaftlich belegt konkrete Handlungsempfehlungen.

Wenn ich mich jetzt in die Rolle einer Ärztin oder eines Arztes hineinversetze, könnte mich eine leitlinienbasierte Entscheidungshilfe in meinem Praxisalltag unterstützen, oder?

Natürlich. Die Krux bei der Anwendung von medizinischen Leitlinien ist: Obwohl sie so etwas wie der Goldstandard sind, dauert es aktuell nach Veröffentlichung viel zu lange bis die Handlungsempfehlungen in der Praxis ankommen. Und in der Medizin bedeutet Zeit nun mal Leben.

Das haben wir besonders in den letzten Jahren während der COVID-19-Pandemie gesehen. Da hat der Expert:innenrat der Bundesregierung genau aus diesem Grund digitale Leitlinien und Tools als Maßnahme empfohlen.

Oder denken Sie an seltene Erkrankungen. Bisher sind 8000 bekannt. In Deutschland sind rund vier Millionen Menschen betroffen. Für einen Menschen ist es schier unmöglich, sie alle bei der Diagnosestellung zu berücksichtigen. Anders die KI – sie kann bereits heute mehrere hundert Seltene Erkrankungen abdecken und ich bin zuversichtlich, dass es immer mehr werden. Für Betroffene kann das die Diagnosezeit rapide verkürzen.

Technischer Fortschritt polarisiert. Oft wird gesagt, KI wird die Ärztin oder den Arzt ersetzen. Ist da etwas dran?

Das ist gar nicht der Anspruch vieler aktueller KI-Anwendungen. Es geht vielmehr darum, Ärztinnen und Ärzte dabei zu unterstützen, leitliniengerecht zu behandeln oder sie zu entlasten. Ersteres besonders in Stresssituationen, beispielsweise wenn es auf der Intensivstation schnell gehen muss oder wenn das Auftreten einer Erkrankung wie eben geschildert sehr selten ist.

Letzteres indem Patient:innen bei weniger schweren Beschwerden auf die Selbsteinschätzung mittels digitaler Tools zurückgreifen und erst bei komplexeren Fällen oder im zweiten Schritt Ärzt:innen konsultieren. Wenn wir uns aktuell die Personalsituation im Gesundheitsbereich anschauen, werden wir in Zukunft noch stärker auf digitale Losungsansätze zurückgreifen müssen. Trotzdem wollen wir auch in Zukunft von Menschen behandelt werden.

Hier gibt es mehr Informationen über KI in der Medizin.

Wie kann es dann gelingen, die Skepsis gegenüber Technologie und KI abzubauen?

Gerade bei medizinischen Anwendungen ist wichtig, zu verstehen, wie KI funktioniert. Die Grundlage, auf der sie arbeitet, die medizinischen Leitlinien, sind menschengemacht. Um Akzeptanz – gerade in der Ärzteschaft – zu erreichen, muss dann transparent sein, wie die KI zu einer Einschätzung gelangt ist. Der Rechenweg von KI muss nachvollziehbar und erklärbar sein.

Was müssen wir dafür sicherstellen?

Einerseits brauchen wir dafür klare Qualitätskriterien ähnlich wie bei klinischen Studien. Hier ist klar geregelt, was zu beachten ist. Andererseits müssen wir auch schauen, was die KI braucht. Oder besser gesagt, wie wir das Beste aus KI rausholen können.

Aktuell ist ein Problem, dass medizinische Fachsprache, die in Leitlinien verwendet wird, nicht computergerecht ist. Das heißt die KI hat Schwierigkeiten, sie zu verstehen und zu interpretieren. Das müssen wir in Zukunft ändern. Wir arbeiten zum Beispiel in einem Projekt im Bereich der Onkologie daran, sogenannte ‚Computable Guidelines‘ zu erstellen. Also Leitlinien, die eine Maschine verarbeiten kann.

Gibt es eine Anwendung, die Sie zuletzt besonders fasziniert hat?

Stichwort: Zeitdruck. Ich habe zuletzt ein Virtual-Reality-Training ausprobiert. Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Schockraum der Notaufnahme. Überall klingelt und piept es, und sie müssen in Rekordzeit Behandlungsentscheidungen treffen. Der Schlaganfall-Patient vor Ihnen ist zwar fiktiv, aber Sie werden ganz schön gefordert. Und das zurecht: Eine Studie an sieben deutschen Universitätskliniken hat gezeigt, dass Teams mit Simulationserfahrung 21 Minuten weniger Zeit zwischen Einlieferung und dem Beginn einer Behandlung zur Entfernung eines Blutgerinnsels brauchten.

Zusammenfassend heißt das: Neue Technologien wie Virtual Reality oder Künstliche Intelligenz haben das Potenzial, medizinischem Fachpersonal dabei zu helfen, im Notfall besser zu handeln.

Vielen Dank für das Gespräch!
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